Gesang zwischen den Stühlen

Vielen ist Erich Kästner vor allem als Kinderbuchautor bekannt. Gabriele Kentrup rückt hingegen den "Kästner für Erwachsene" in den Mittelpunkt ihres Gesangs. Den Dichter, der sich selbst immer auf einem bestimmten Platz sah: "auf verlorenem Posten".


Premiere: 26.2.1999. DGB-Haus, Frankfurt
/Main

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Vielen ist Erich Kästner vor allem als Kinderbuchautor bekannt. Gabriele Kentrup rückt hingegen den "Kästner für Erwachsene" in den Mittelpunkt ihres Gesangs.

Den Dichter, der sich selbst immer auf einem bestimmten Platz sah: "auf verlorenem Posten".

 

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"Nun bin ich zirka 31 Jahre
und habe eine kleine Versfabrik.
Ach, an den Schläfen blühen schon
graue Haare,
und meine Freunde werden langsam dick.
Ich setze mich sehr gerne zwischen Stühle.
Ich säge an dem Ast, auf dem wir sitzen.
Ich gehe durch die Gärten der Gefühle,
und bepflanze sie mit Witzen".

(Erich Kästner,1899-1974)

 Hörproben auf CD2, Titel 8-14


 



 


 

Das Programm:

Ein Klick auf die unterstrichenen Titel liefert Ihnen einen Auszug aus dem Originaltext des Liedes in einem separaten Fenster:

1. Das Eisenbahngleichnis
(Erich Kästner/ Michael Drees)

2. Das Spielzeuglied
(Erich Kästner/ Edmund Nick)

3. Kleine Rechenaufgabe
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

4. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen?
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

5. Junger Mann, 5 Uhr früh
(Erich Kästner/Jochen Breuer)

6. Eine Animierdame stößt Bescheid
(Erich Kästner/Jochen Breuer)

7. Zeitgenossen, haufenweise
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

8. Das Leben ohne Zeitverlust
(Erich Kästner/ Edmund Nick)

9. Marschliedchen
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

10. Staat und Individuum
(Erich Kästner/ Edmund Nick)

11. Fantasie von Übermorgen
(Erich Kästner/ Paul Dessau)

12. Die Vertreibung in das Paradies
(Erich Kästner/ Edmund Nick)

13. Das dämonische Weib
(Erich Kästner/Jochen Breuer)


- Pause -


14. Die Entwicklung der Menschheit
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

15. Die Ballade vom Nachahmungstrieb
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

16. Hunger ist heilbar
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

17. Vornehme Leute, 1200 m hoch
(Erich Kästner/ Holger Münzer)

18. Der Gesang vom verlorenen Sohn
(Erich Kästner/ Edmund Nick)

19. Anjebot ohne Nachfrache
(Erich Kästner/Jochen Breuer)

20. Chanson von der modernen Kultur
(Erich Kästner/ Karol Rathaus)

21. Ja, das mit der Liebe
(Erich Kästner/ Edmund Nick)

22. Herbstlied
(Erich Kästner/ Edmund Nick)

23. Das Lied, genannt "Zur selben Stunde"
(Erich Kästner/ Jochen Breuer)

24. Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag
(Erich Kästner/ Holger Münzer)


 

Kästner über Kästner:

"Unser Gast, meine Damen und Herren, ist gar kein Schöngeist, sondern ein Schulmeister! Betrachtet man seine Arbeiten - vom Bilderbuch bis zum verfänglichsten Gedicht - unter diesem Gesichtspunkte, so geht die Rechnung ohne Bruch auf!"

 


 

"Wenn es zutreffen sollte, daß ich nicht nur weiß, was schlimm und häßlich, sondern auch was schön ist, so verdanke ich diese Gabe dem Glück, in Dresden aufgewachsen zu sein. ... Dresden war eine wunderbare Stadt, voller Kunst und Geschichte, und trotzdem kein von sechshundertfünfzigtausend Dresdnern zufällig bewohntes Museum. Die Vergangenheit und die Gegenwart lebten miteinander im Einklang. Eigentlich müßte es heißen: im Zweiklang. Und mit der Landschaft zusammen, mit der Elbe, den Brücken, den Hügelhängen, den Wäldern und mit den Gebirgen am Horizont, ergab sich sogar ein Dreiklang. Geschichte, Kunst und Natur schwebten über Stadt und Tal, vom Meißner Dom bis zum Großsedlitzer Schloßpark, wie ein von seiner eigenen Harmonie bezauberter Akkord."

(aus: Als ich ein kleiner Junge war, 1957. Erich Kästner)

 


 

"Es ist so schön, daß wir beide einander lieber haben als alle Mütter und Söhne, die wir kennen, gelt? Es gibt dem Leben erst den tiefsten heimlichen Wert und das größte verborgene Gewicht."
(10.1.1929)

 

"Am Sonntag hatte ich mit Pony eine lange, traurige Aussprache. Aber ich glaube schon, daß sie gesund drüber wegkommen wird. Im übrigen sind die Mädchen in diesem Punkte ja alle einander ähnlich. Man sollte sich eben doch alles abhacken, was mit Mann zu tun hat. Sonst hört der Schlamassel ja doch nicht auf."
(13.1.1929)

 

(aus: Mein liebes, gutes Muttchen, du. Briefe von Erich Kästner an seine Mutter)

 


 

Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen
Mich läßt die Heimat nicht fort.
Ich bin wie ein Baum, der, in Deutschland gewachsen,
wenn‘s sein muß, in Deutschland verdorrt.

(aus: Die Zeit ist kaputt, Erich Kästner)

 


 

"Der Moralist pflegt seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Die Karikatur, ein legitimes Kunstmittel, ist das Äußerste, was er vermag. Wenn auch das nichts hilft, dann hilft überhaupt nichts mehr."

(Erich Kästner im Vorwort zu seinem Roman "Fabian")

 


 

Am 1. August 1914, mitten im Ferienglück, befahl der deutsche Kaiser die Mobilmachung. Der Tod setzte den Helm auf. Der Krieg griff zur Fackel. Die apokalyptischen Reiter holten ihre Pferde aus dem Stall. Und das Schicksal trat mit dem Stiefel in den Ameisenhaufen Europa. Der Weltkrieg hatte begonnen, und meine Kindheit war zu Ende.

(aus: Als ich ein kleiner Junge war, 1957. Erich Kästner)

 


  

"Jeder Mensch suche sich Vorbilder! Das ist möglich. Denn es existieren welche. Und es ist unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken das gesagt und getan hätte, wovor wir zögern. Das Vorbild ist ein Kompaß, der sich nicht irrt und der uns Weg und Ziel weist"

(aus: Ansprache zum Schulbeginn, Erich Kästner)

 

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